Ausbildung zur Kursleiterin bei der Patchwork Gilde Deutschland e.V.

Meine Motivation

Ich war schon einige Zeit Mitglied bei der Patchwork Gilde Deutschland e.V. als ich beschloss meine Ausbildung zur Kursleiterin anzugehen.

Ich nähte zwar schon einige Jahre, bis dahin allerdings als Autodidakt oder durch Videoanleitungen angeleitet.

Mein ganzes Berufsleben lang, habe ich immer wieder Kollegen geschult und ausgebildet. Das hatte mir schon immer viel Freude bereitet. Auch im Bekanntenkreis hieß es immer wieder: Wie geht das genau? Wie machst du das?

Es war schon deshalb ein sehr logischer Schritt, Patchwork und Quilting weitergeben zu wollen. Die Patchworkgilde bietet jährlich die Ausbildung zur Kursleiterin an. Zunächst müssen die 4 Grundlagenmodule durchlaufen werden. Danach kann man sich auf die Kursleiterausbildung bewerben.

Die Module sind leider alle extrem schnell ausgebucht. Ich hatte durch eine Absage Glück und konnte spontan an meinem ersten Kurs der Gilde teilnehmen. Die Reihenfolge der Kurse habe ich nicht eingehalten. Ich würde aber jedem zukünftigen Teilnehmer raten, zumindest den Grundkurs (Modul 1G) am Anfang zu besuchen. Bei mir war es chronologisch betrachtet in der Tat erst der letzte Kurs, den ich besuchen konnte.

Modul 1G Grundlagen

Durch die Pandemiesituation, fand dieser Kurs für mich als Onlineversion statt. Die Gilde hat sich durch Corona nicht unterkriegen lassen und alles getan, um uns Kursleiterinnen des Abschlussjahres 2020/2021 zu unterstützen.

Im Grundkurs haben wir an drei Tagen viel genäht, viel gelacht und viel gelernt.

Die verschiedenen Methoden zum Nähen von schnellen Dreiecken / Half Square Triangles (HST), oder Quarter Square Triangles (QST) waren ebenso dabei, wie das Einsetzen eines Kreises in eine Fläche.

Es kamen auch ganz ungewöhnliche Materialien zum Tragen. Unvergessen sei dabei das Windelvlies. Hatte ich es doch in der Windelzeit meines Kindes nie gebraucht, ist es jetzt fester Bestandteil im Nähzimmer geworden. Die Flying Geese Methoden waren ebenso spannend, wie das Experiment mit dem Frixion Marker.

Nach und nach bauten wir einen Werkzeugkasten für alle Patchworkgelegenheiten auf, der noch heute regelmässig konsultiert wird. Das Foto unten zeigt nur eine kleine Auswahl an Blöcken, die ich in diesem Grundlagenlehrgang genäht habe.

Ein rundum interessanter Kurs, der mir persönlich nicht nur viel Spaß gemacht hat, sondern ganz nebenbei auch noch neue Perspektiven geöffnet hat.

Ergebnisse des Grundkurses

Modul 2G Traditionell – Alles Mathe oder was?

In diesem Kurs haben wir uns zunächst mit den verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf traditionelle Quilts auseinander gesetzt.

Von Freitag bis Sonntag haben wir eigene Blöcke entworfen, verworfen und neu gestaltet. Die Hauptfrage „Was passiert, wenn….?“ begleitete uns durch das Wochenende.
Zunächst wurde rein schwarz/weiß entworfen und danach in Farbe umgesetzt.

Als Kursvorbereitung hatten wir die Aufgabe bekommen, einen modernen Stoff zu kaufen und dazu Beistoffe.

Mein moderner Stoff war ein angegrauter rosé Paisley Stoff. Eine eher zweifelhafte Wahl, stellte ich dann später fest. Der Stoff war optisch zwar toll, franste aber schon beim Hinsehen aus.

Da wir sehr kleinteilig arbeiten mussten, war das nicht die allerbeste Idee.

Zu diesem Kurs musste eine Hausaufgabe genäht werden. Die Endgröße des Quilts wurde dabei mit 80 cm x 80 cm vorgegeben, die Mindestanzahl der Blöcke war mit 16 Blöcken ebenso festgelegt. Die Aufgabe lautete: „Entwirf deinen eigenen Block und setze ihn in die Fläche!“

Die Wiederholung von nur einem einzigen Block, sollte also eine Flächenwirkung entstehen lassen. Aus einem Block können in der Kombination, sogenannte Sekundärmuster / secondary designs hervortreten.

Ich hatte mir vorgenommen, dem menschlichen Auge im ersten Augenblick vorzugaukeln, dass es sich um 2 Blöcke handelt.

Das große Rechnen begann in dem Moment, als ich feststellte, dass ich keine Unmengen von dem Paisley besaß. Ich rechnete pro Stoff genau den Stoffbedarf aus und plante meinen Zuschnitt. Ich hatte Glück, denn laut meiner Rechnung würde noch ein Streifen von 3cm übrig bleiben. Einen falschen Schnitt konnte ich mir also nicht leisten. Umso vorsichtiger habe ich geplant, gemessen und geschnitten.

Für mich gehört zu einem traditionellen Quilt auch immer noch ein Rahmen. Da in der Größenvorgabe 10% Toleranz gegeben war, konnte ich mir noch einen kleinen Rand leisten.

Gequiltet habe ich ihn an meiner Handiquilter Avanté Longarm. Ich habe mehrere Entwürfe dazu gebraucht. Ich habe mich für all-over Freemotion Quilting entschieden. Die lose gequilteten Boxen machen unglaublich viel Spaß und geben einen sehr schönen Effekt. Das Quiltgarn von Glide glänzt schön und setzt dem eher matt und gedämpft daher kommenden Quilt ein bisschen was entgegen.

Ich finde die Namensgebung bei meinen Quilts immer wichtig. Ich habe auch hier einige Ideen gehabt und mich letztendlich für „Diamond Rose“ entschieden. Der Rosé Stoff war mein zentraler Stoff und um diesen sollte sich letztendlich auch der Name drehen.

Modul G3 Modern – modern Quilting, alles grafisch oder doch nicht?

Der Kurs Modern Quilting hat mich vermutlich am Meisten überrascht. Vor dem Wochenendkurs sollten wir einen grafischen, modernen Stoff besorgen und 5 bis 6 Beistoffe. Ein möglichst neutraler Hintergrundstoff sollte ebenfalls gewählt werden. Ganz meiner mathematisch begeisterten Natur folgend, habe ich mit meinem Stoff einen sehr geradlinigen aber farblich spannenden Stoff gekauft.

Ich hatte mit modernem Quilten bislang immer sehr geradlinige, eng gequiltete Quilts in klaren Farben verbunden.

Dabei hatte ich vollkommen vergessen, dass ein Modern Quilt eben nicht zwingend immer streng rechtwinklig oder geradlinig sein muss. Auch die Technik des freien Schneidens gehört zum Modern Quilting dazu.

Zu Anfang fehlte mir die Fantasie, wie man wohl aus „ungefähr quadratisch“ und einfach „schräg“ am Ende einen durchaus rechtwinkligen Quilt entstehen lassen sollte.

Nach den ersten Schnitten verlor sich aber dieses Festhalten an Konventionen sehr schnell und die Freude über das unbeschwerte Schneiden nahm diesen Platz ein.

Wir haben einige Formen im Kurs geschnitten und genäht. Aus dieser losen Sammlung sollte dann als Hausarbeit ein Quilt entstehen.

Größenanforderungen gab es in diesem Kurs nicht. Lediglich ein „Gebrauchsquilt“ sollte es werden. Mit den Gegensätzen von „Groß und Klein“  sollte gearbeitet werden.

Die weißen Flächen / der „negative „space“ sollte mit Quilting gut herausgearbeitet werden.

Ich fuhr nach Hause und hätte am Liebsten die Nacht durchgenäht.

Die Sterne waren mein Lieblingsmotiv, und so bahnten sich Sterne den Weg durch meinen Quilt.

Ein Gebrauchsquilt sollte für mich Couchgröße erreichen. Ich plante den Quilt auf 1,70 m x 1,70 m.

Als Nutzquilt sollte er kuschelig bleiben und so verabschiedete ich mich vollends vom grafischem, engen Quilten oder überhaupt dem Straight line Quilting.

Die Sterne gaben das Quiltmotto vor. So schwungvoll die Schnitte angesetzt wurden, so schwungvoll sollten auch die Sterne im Quilting erscheinen. Der Quiltname stand bereits mit Vollendung des Quilttops fest. „Would you like to swing on a Star?“ Ist ein amerikanisches Kinderlied. Als Kind der 80er hatte ich die Titelmelodie einer alten Serie noch im Kopf. Ich habe als erstes den Quilttitel am oberen Rand großflächig als Schriftzug gequiltet. Leider ist das auf keinem Foto erkennbar, so bleibt es eine Überraschung für genaue Beobachter in einer Ausstellung.

Das Label habe ich mit den Resten aus den Blöcken noch eingefasst. Das Binding besteht ebenfalls aus Abschnitten aller verschiedener Stoffe.

Als Fazit kann ich sagen, dass mich dieser Quilt unglaublich viel gelehrt hat. Allem voran: loslassen, experimentieren und die Designprinzipien dabei nicht ganz vergessen.

Modul G4 Farbe – Unis in Aktion

Auf den Grundkurs zum Thema Farbe hatte ich mich am Meisten gefreut. Ich hatte mir zwar bereits vor längerer Zeit das Colortool und einen Farbkreis zugelegt, doch mit der Kombination von gemusterten Stoffen war das oft nur wenig hilfreich.

Ich hatte wie bereits beim Kurs zum modernen Quilten zunächst eine völlig andere Vorstellung von dem was mich da erwarten würde.

Zunächst habe ich zum ersten Mal in meinem Quilterleben aktiv Unistoffe gekauft. UNI? SOLID? Ernsthaft? Solche vermeintlich „langweiligen“ Stoffe sollte ich mitbringen? Ich hatte bislang nie mit Uni Stoffen gearbeitet. Erschienen sie mir doch in der Kombinationen mit meinen Printstoffen wirklich immer zu fad. Falsche Unis hatte ich zur Genüge, aber wirklich richtige Unis?? Ich ging also einkaufen und hoffte, diese jemals zu verarbeiten.

Worauf hatte ich mich da bloss eingelassen?

Eigentlich hatte ich gehofft, eine Lösung für meine „nicht kombinierbaren Prints“ zu finden. Stattdessen fand ich mich in der Welt von Itten und Küppers wieder.

Wir erarbeiteten eine Unmenge an unterschiedlichen Kontrasten. Ich erwähnte es schon, ich bin der Mathematik zugetan und versuche die Themen immer logisch einzuordnen. Farben und das Verhältnis zu einander faszinierten mich seit jeher und hier Ordnung in das Kopfchaos zu bringen, ist nicht ganz einfach. Da die unterschiedlichen Kontraste, in unserer täglichen Umgebung, eigentlich nie isoliert auftauchen, braucht es eine Weile um wirklich zu „begreifen“.

Ich hätte dieses Thema gerne weiter in die Tiefe verfolgt und tue das bis heute noch.

Einen ersten Einstieg in das Thema, konnte mir dieser Kurs auf jeden Fall liefern, den sogenannten „roten Faden“ fand ich allerdings erst später.

Die Solids geniessen bei mir nun allerdings ein höheres Ansehen. Sie können doch viel mehr, als ich am Anfang annahm. Das Auge darf verweilen, wenn zwischen „lauten“ Druckstoffen auch mal farblich passend Unistoffe verwendet werden. Aber auch ein ganzer Quilt komplett aus Unistoffen ist mir nun nicht mehr so fremd.

Auch zu diesem Kurs gab es eine Hausaufgabe. Ich bekam die Aufgabe, dazu einen kleinen Quilt in Größe 40 cm x 40 cm arbeiten. Die Konzentration sollte dazu auf genau einem Kontrast liegen. Ein Faced Binding war ebenso gefordert, wie natürlich der Tunnel zum Hängen des kleinen Quilts.

Das Faced Binding bot die Zusatzherausforderung, denn die Größentoleranz war extrem klein.

Im Kurs habe ich zunächst einen Quilt in Farbabstufungen entworfen. Um meine Idee umsetzen zu können, hätte ich aber mit Sicherheit noch 4 bis 5 weitere Unistoffe gebraucht um das harmonisch und vom Konzept her stimmig umsetzen zu können. Im Lockdown ist das nahezu unmöglich. Leider gab es den https://laridae-quiltingshop.de noch nicht und damit war auch ausgeschlossen, dass ich farblich genau das bekommen konnte.

Ich musste also mit dem Vorrat arbeiten, den der Schrank her gab. Ich warf die Kursidee komplett über Bord und arbeitete neu. Der Stoffvorrat gab einen Komplementärkontrast her. Da dieser nicht ganz alleine daher kommen konnte, ist auch ein harmonischer Quantitätskontrast dabei. Ich entwarf in EQ8 sowohl den Quilt, als auch das Quilting. Der kleine modern anmutende Quilt forderte ein geradliniges Quilting mit dem Obertransport.

Das Quiltgarn von Glide schimmert schön und passte farblich direkt in mein Konzept.

Der Quilt entstand gegen Ende des Sommers 2020. Die Brombeeren waren gerade reif, die Karaffe Wasser wurde durch Eiswürfel kühl gehalten und als Geschmacksträger dienten ein paar Limettenscheiben. Die Aussicht auf einen Herbst mitten in der Pandemie und einen vermutlich langen Winter war schon zu erahnen.

Die Namensgebung war in diesem Moment geboren. Der kleine Quilt trägt den Namen „Brombeerlimette – eine Hommage an den Sommer“.

Der Bewerbungsquilt

Als Eintrittskarte zur Kursleiterausbildung bei der Gilde dient ein Bewerbungsquilt. Bevor die Ausbildung starten konnte, bekam ich eine Blockauswahl zugeschickt. Von diesen rund 30 Blöcken, musste ich mir mindestens 9 unterschiedliche Blöcke aussuchen und diese in einem Samplerquilt verarbeiten.

Die Blöcke sind aus meiner Sicht sehr traditionell gehalten. Verschiedene Log Cabin Varianten, Drunkards Path, die Stufen zum Gericht aber auch Applikationen waren dabei.

Ich arbeite sehr gerne mit Applikationen und als ich den Baltimore Blütenkranz sah, musste dieser zwingend in den Mittelpunkt gestellt werden.

Ich wählte eine kreisförmige Anordnung der Blöcke um diesen Blütenkranz herum. Viele der Blöcke in der Blockdatei finde ich gestalterisch erst ansprechend, wenn sie in einer Fläche auftauchen. Meine Entscheidung fiel daher auf die Blöcke, die für mich auch allein stehen können.

Der Quilt wurde „scrappy“ genäht, also mit allen „blauen“ Stoffen aus dem Stash. Er ist sehr traditionell geraten und schrie daher auch um um ein traditionelles Quiltmuster. Ich habe ein Federmuster mit dem Pro-Stitcher Premium passend gesetzt und computerized quilting der Longarm genutzt. Ich bin technikbegeistert und Programmierung ist mir zu einem gewissen Teil nicht fremd. Das System ist tatsächlich recht schnell erlernbar, es befreit aber nicht davon das Quilting passgenau zu wählen und anzupassen.

Die Möglichkeiten sind unendlich und das größte Problem ist es, tatsächlich eine Entscheidung zu treffen.

Da ich jede Menge blaue Stoffe genutzt habe, war auch hier die Namensgebung schnell gefunden. „All you need is blue“ referenziert darauf, dass man irgendwie nie genügend Blautöne zur Verfügung hat. 2 blaue Stoffe kämpfen schnell einmal miteinander, viele verschiedene Blautöne dagegen heben diesen Konflikt wieder auf. Sollten sich Blautöne beißen, fehlen einfach noch „Brückenstoffe“.

Die Größe des Quilts beträgt 1,28 m x 1,28 m. Das Maß ergab sich automatisch, da die Maximalgröße der einzelnen Blöcke nur 30 cm x 30 cm sein durfte.

Da dieser Quilt die Eintrittskarte darstellt, hatte er auch eine stringente Deadline beim Versand. Es wurde noch kurz ein bisschen spannend, nachdem der Lockdown im Frühjahr 2020 alle ins Homeoffice schickte und mein Quilt aber bereits auf dem Weg in die Geschäftsstelle der Gilde war. Der Quilt wurde dann ganz „neumodisch“ online begutachtet und bewertet. Wer hätte geahnt, dass uns diese Art der Beurteilung noch ein zweites Mal bevorstand. Es dauerte nicht lange und ich erhielt die erlösende Nachricht, dass ich angenommen wurde.

Recht und Kommunikation – Was darf ich, was kann ich und was sollte ich?

In diesem Kurs lernte ich zunächst meine Mitstreiterinnen kennen. Einige Teilnehmerinnen waren mir bereits in den Grundkursen einmal begegnet. Trotzdem war es spannend zu sehen, mit wem man denn das nächste Jahr so gemeinsam arbeiten wird.

Dieser erste Kurs der Ausbildung war der erste Kurs in dem nicht genäht wurde. Noch nicht mal ansatzweise, habe ich an diesem Wochenende eine Nadel in der Hand gehabt. Stattdessen war der Kugelschreiber mein bester Freund.

Uns beschäftigten Fragen wie

„Was machte eine gute Kursleitung aus?“

„Was sind die Bestandteile von Kursen und wie bringe ich sie in einen logischen Zusammenhang?“

„Wie plant man einen Kurs und wie schreibt man eine ansprechende Beschreibung?“

Mit viel Spass an der Sache und natürlich in der Pandemiesituation als Onlinekurs durchgeführt, haben wir uns ausgetauscht. Ich kann für mich sagen, dass ich sehr viel mitgenommen habe.

Auch hier hatte sich die Gilde, speziell Silke von Hoffmann selbst übertroffen und auf die Pandemie genau richtig reagiert. Der Kurs fand online statt und so langsam gewöhnte man sich an Zoom und die Galerieansicht.

Der rechtliche Teil kam auch nicht zu kurz. Als Kursleitung gibt es auch in diesem Bereich viele Hürden zu überspringen.

Einen ersten Einblick zu den Themen konnte unser Dozent sehr gut geben. Vertiefung ist dann natürlich auf den unterschiedlichen Gebieten für jede Teilnehmerin selbst angesagt.

Nachwuchsförderung – Ein Balanceakt zwischen Sicherheit und kreativem Arbeiten

Im Herbst 2020 haben wir gerade die richtige Zeit der Pandemie erwischt, um an diesem Kurs in Dortmund teilzunehmen.

Ausgestattet mit jeder Menge bunten und fröhlichen Stoffen und einer gehörigen Portion aus der Restekiste bin ich ohne große Erwartung angereist.

Kinder zu unterrichten bringt eine besondere Herausforderung mit sich. Schon im Umgang mit dem Rollschneider, Schere und Nähmaschine ist selbstverständlich große Vorsicht geboten. Dieser Aspekt wurde genauso beleuchtet, wie auch Nähtechniken, die in den unterschiedlichen Altersgruppen machbar sind.

Da wir bereits vor diesem Kurs eine Anleitung als Vorarbeit einreichen sollten, wurde anhand der eingereichten Arbeit besprochen, welche Anforderungen an eine gute Anleitung bestehen.

Genäht wurde dann natürlich auch noch. Jede Teilnehmerin im Kurs bekam ein Kinderbild, welches als Miniquilt umgesetzt werden sollte.

Die Aufgabe war, das Bild so zu vereinfachen, dass ein Kind in der Lage wäre alle genutzten Techniken auszuführen. Der kleine Quilt sollte die Maße 40 x 40 cm haben. Bei einem vom Grundsatz her quadratischem Bild, ist das praktisch. Hoch- oder querformatige Bilder mussten entsprechend angepasst werden. Ich habe einen tollen bunten Schmetterling als Kinderbild bekommen und mich sehr darüber gefreut.

In einer Streifentechnik, habe ich die fröhlichen Stoffe zu einem Streifentuch genäht und als Flügel appliziert. Kinder nutzen immer gerne die Zierstiche an der Maschine, so nutzte ich einen Zierstich meiner Bernina Maschine um die Flügel zu applizieren. Für die Augen der Flügel habe ich Knöpfe mit Stoff bezogen. Das sieht nicht nur hübsch aus, sondern ist mit Kindern auch sehr gut umsetzbar. Gleichzeitig lernen Kinder einen Knopf anzunähen. Ein bisschen Bewegung kommt in den kleinen Quilt durch eine ganz einfache Stickarbeit.

Das Quilting unterstützt die Bewegung des Schmetterlings, ich habe einfache Loops genutzt und so den Hintergrund eng gequiltet.

Der Name des Kinderquilts war schnell gefunden. Die Farbgebung und der Schmetterling in Kombination ergeben kombiniert einen „Buntfalter“.

Lehrprobe – Bargello Quilt – 1001 Möglichkeit

Gegen Ende der Kursleiterausbildung steht eine Lehrprobe an. Als angehende Kursleiterin musste ich in 90 Minuten zeigen, was ich gelernt habe. Meine Mitstreiterinnen und die 2 Dozentinnen der Patchworkgilde dienten hier als Kursteilnehmerinnen.

Bereits im Mai 2020 hatte ich das Thema zugeteilt bekommen. Mit dem Bargello Thema war ich sehr glücklich. Ich finde den Bargello optisch sehr ansprechend und die tausenden Möglichkeiten tanzten sofort in meinem Kopf Samba.

Die erste Herausforderung dazu war die begrenzte Zeit. 90 Minuten sind extrem kurz um einen abgerundeten Kurs zu gestalten. Einleitung, Hauptteil und Schlussteil sollten klar erkennbar sein und nicht durch die knapp bemessene Zeit zu kurz kommen. Die Kursplanung musste fristgerecht eingereicht werden.

Ein großer komplizierter Bargello kam schon deshalb nicht in Frage. Um den Effekt gut zeigen zu können, ist die Tischsetgröße gerade noch groß genug.

Ich nähte über den Sommer hinweg Bargello Tischsets aller Couleur und überlegt mir, welches Muster ich vorgebe. Ich entschied mich am Ende dafür, dass ich sowohl die Reihenfolge der Stoffe als auch die Anordnung der Streifenbreiten offen lasse.

Da die Materialien für die Lehrprobe durch mich gestellt werden mussten, hatten alle Teilnehmerinnen die gleichen Stoffe zum Vernähen bekommen.

Durch meine Entscheidung die Reihenfolgen explizit nicht vorzugeben, konnte jede Teilnehmerin selbst ihren eigenen Bargello designen. Die Anleitung zum Bargello Miniquilt musste ebenso erstellt und eingereicht werden. In der Lehrprobe selbst besteht nicht der Anspruch, dass ein Bargelloquilt komplett fertig genäht wird. Durch die mitgelieferte Anleitung sollte jede Teilnehmerin in der Lage sein, dass Probestück selbstständig fertig zu stellen.

Kurz vor der Lehrprobe kam dann die Nachricht, dass eine Lehrprobe in Präsenz leider nicht möglich sein wird. In Windeseile musste nun aus einem Präsenzkurs ein Onlinekurs werden.

Eine externe Kamera musste her, damit die Beispiele gut gezeigt werden können, Licht, Ton und Technik musste stimmen. Plötzlich war der Fokus verschoben. Die Gilde, allen voran Silke von Hoffmann und Barbara Lange haben spontan einen Zusatzkurs „die digitale Kursleitung“ aus dem Boden gestampft. Just in time haben wir den Kurs besucht und letzte Änderungen an unseren Konzepten durchgezogen.

Die Materialien wurden alle liebevoll verpackt und der Post anvertraut. An einem Sonntag im November war es dann so weit. 5 Lehrproben wurden durchgezogen. Von 8Uhr morgens bis 18Uhr Abends online.

Nicht nur, durfte ich meine Lehrprobe präsentieren, sondern war natürlich auch Teilnehmerin bei meinen Kolleginnen.

Es war ein rundum gelungener Tag. Alle Kursleiterinnen hatten sich viel Mühe gemacht und ihre Kurse toll aufbereitet. Wir sind durch diese Herausforderung gut zusammen gewachsen und haben viel auch voneinander gelernt.

Besonders stolz bin ich natürlich auf die Ergebnisse meiner Teilnehmerinnen.

Den Bargellokurs habe ich, in leicht abgewandelter Form, weiterhin im festen Bestand meines Kursportfolios. In einer Kursdauer von 4 Stunden wird genäht und mit den tausenden Möglichkeiten gespielt. Den Kurs findest du hier: Bargello Miniquilt

Ausbildung zur Kursleiterin - Lehrprobe Bargello Quilt

Der Abschlussquilt – Auf die Spitze getrieben

Die Krönung der Kursleiterausbildung ist jedes Jahr die Abgabe eines Abschlussquilts. Bereits kurz nach den Patchworktagen in 2020 bekam jede angehende Kursleiterin das diesjährige Thema mitgeteilt.

„Auf die Spitze getrieben“ sollte es für uns werden.

Das Thema wird immer so gewählt, dass im Grunde alle Spielarten des Patchworks und Quiltings bedient werden können. Die Anforderungen an den Quilt sind klar umrissen. Er sollte eine Größe von 90 cm x 90 cm haben. Das Maß ist zwingend einzuhalten und die Toleranz an dieser Stelle sehr klein bemessen.

Weiterhin soll der Quilt 3 lagig sein und ein Binding besitzen.

Als ich das Thema las, war mir sofort die erzgebirgische Klöppelspitze durch den Kopf geschossen. Ich stamme aus einem kleinen Örtchen im beschaulichen Erzgebirge. Meine Mutter hat viel geklöppelt als ich Kind war, daher war beim Wort „Spitze“ als erstes natürlich meine Heimat im Kopf.

Trotzdem habe ich natürlich zunächst einige Tage recherchiert. Ich habe das sprichwörtliche „auf die Spitze getrieben“ assoziiert mit „übertrieben“, Dreiecke waren natürlich auch dabei.

Das Thema Klöppelspitze blieb aber ganz hartnäckig in meinem Kopf. Nur wie sollte ich das gestalterisch umsetzen?

Alte Klöppeldecken sammeln und zerschneiden, hätte mir in der Seele weh getan. Weiß ich doch, wie lange eine Klöpplerin an einem kleinen Deckchen sitzt. Eine kleine Mitteldecke wird da durchaus auch zum Lebenswerk.

Eine Situation aus den 80er Jahren war mir lebhaft im Kopf geblieben und dieses wurde letztendlich zur Inspiration. In der DDR Zeit war es üblich Kunsthandwerk herzustellen und zu tauschen. Damit die Werke schön präsentiert werden konnten, hat meine Mutter damals ein kleines weißes Klöppeldeckchen auf ein dunkelviolettes Samtpapier gelegt und in Folie verpackt. Der Kontrast zwischen dem Deckchen und dem Papier mutete in meinen Kinderaugen einfach unglaublich luxuriös an.

Ein Klöppelmuster hat immer eine bestimmte Art und Weise wie flächige Muster dargestellt werden oder ganze feine Verbindungen zwischen den Flächen.

Die Idee war geboren ein Klöppelmuster stark zu vergrößern. Es musste so angeordnet und deutlichst vereinfacht werden, dass ich es als Applikation anbringen konnte. Trotzdem sollte der Ursprung „die Klöppeldecke“ gerade noch erkennbar bleiben.

Um zu testen, ob meine Idee überhaupt umsetzbar war, habe ich verschiedene Techniken ausprobiert und habe mich am Ende für die Applikation entschieden.

Ich wusste, dass ich viel „Verschnitt“ haben würde und wollte auch diesen Teil des Stoffes nutzen. Der Verschnitt sollte an einem Stück bleiben, denn ich würde das so entstehende Negativ meines Quilts zu einem 2. Quilt verarbeiten.

Trotz immenser Vergrößerung, waren viele Teile sehr filigran und das Risiko war hoch, abzurutschen und den Bonusquilt zu verlieren. Ich begann die Teile aus der Mitte heraus mit dem Skalpell auszuschneiden und bügelte sie sofort auf den Hintergrundstoff auf.

Jedes kleine Dreieck wurde im Anschluß direkt mit einem kleinen kurzen Geradstich klappkantig aufgenäht.

Bei einer kurzen Stichlänge von 2.0 an der Bernina waren pro Dreieckseite manchmal nur 3 Stiche möglich. Meine treue B780 hat einen Kniehebel, so konnte ich mein Werkstück schnell wenden und drehen ohne die Hände zu nutzen. Diese Erfindung ist wahrlich Gold wert.

Nach und nach entstand so mein Quilttop.

Das Quiltmuster sollte nicht von der Applikation ablenken und daher auch nicht zu sehr hervortreten. Ich entschied mich für ein Quilting mit dem Obertransport. Zunächst gerade Linien, die sternförmig zur Applikationsmitte hin laufen. Um auch die Rundung noch zu unterstützen, habe ich die Kreise um die Applikation gezogen.

Normalerweise halte ich keine Arbeitszeiten an einem Quilt fest. Der Weg ist immer das Ziel für mich. Da zur Abschlussarbeit aber auch eine Entwurfsmappe eingereicht werden musste, habe ich jeden Fortschritt mit Fotos dokumentiert und grob die Stunden aufgeschrieben. Ich habe mehrere Hundert Stunden nur geschnitten und gebügelt. Ich habe ziemlich gestaunt, wie schnell da Arbeitsstunden zusammen kommen.

Zum guten Quilt gehört ein Name. Auch hier hat die Farbgebung aber auch ein kleines Wortspiel zum Namen geführt.

„Sugarplum Lace“ liegt mir sehr am Herzen, hat er doch eine sehr persönliche Story.

Er wird in meinem zukünftigen Arbeitszimmer hängen und mich dort immer an die Ausbildung bei der Patchworkgilde erinnern.

Als Schlusswort noch ein Dank an die Patchworkgilde direkt. Die letzten 2 Jahre haben mich geprägt. Ich habe nicht nur verschiedene Techniken, Didaktik und tolle Farbkombinationen gelernt, sondern auch eine ganze Reihe tolle Frauen kennen gelernt.

An dieser Stelle möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken, bei allen Dozentinnen der Gilde aber auch bei allen Helferlein im Hintergrund.

Die Ausbildung hat mich begeistert, motiviert und ich freue mich auf alle meine zukünftigen Kurse sehr.