Ein Thema begleitet mich, seit ich vor vielen Jahren anfing zu nähen. Wohin mit all den entstehenden Reststücken?
Nach jedem genähten Projekt bleiben automatisch Stoffreste, auch Scraps genannt, übrig. Diese landeten lange erstmal in einer Restekiste. Diese wuchs dann durch ein Geschenk aus einer meiner Nähgruppen noch einmal weiter an.
Was als kleine Sammlung begann, endete als zwei riesige Ikea Samla Boxen. Schaue ich aus Versehen kurz weg, vermehrt sich der Resteberg unkontrolliert. Im Jahr 2021 wurde es also Zeit für viele Resteprojekte.
Es begann mit einer kunterbunten Restedecke, Tischsets, Appliquéprojekte und noch immer war im Dezember 2021 kein Ende in Sicht.
Es sind vor allem die schmalen, kurzen Streifchen, die es eher schwer haben aus der Restebox zu entfliehen.
Auf der Suche nach der Scrap-Challenge
Auf der Suche nach einem Projekt für genau diese Streifchen, kam mir der Ruler von
Creative Grids® Non-Slip Pineapple Trim Tool Mini genau richtig vor. Benötigt werden nur schmale Stoffstreifen mit einer Mindestbreite von 1 ¼ inch. Die finalen Pineapple-Blöckchen werden mit 4 bis 6 inch recht kleinteilig und sind deshalb für mich besonders reizvoll. Den Gedanken daran Pineapple Blöcke als Foundation Paper Piecing zu nähen, habe ich sofort wieder verworfen. Es entsteht zwar ein akkurater Block, aber das Papier entfernen ist für mich ein Grauen. Das Pineapple Trim Tool erreicht genau mein Level an Genauigkeit und Papier ist nicht notwendig. Genau deshalb ist es für mich das richtige Mittel der Wahl.
Use what you have
Auch Claudia Itzwerth hatte Reststreifen übrig, die aus einem Materialpaket für einen Kurs stammten. Ich forderte sie zu einer kleinen Challenge auf, würden wir es schaffen unsere Scraps abzubauen und täglich ein Blöckchen zu nähen? Sofort sprang der Funke der Begeisterung über und wir planten unser Resteprojekt für den Januar 2022 ein. Streng nach dem Motto “Use what you have” wollten wir 30 Blöcke in 30 Tagen nähen. Ein Tischläufer für unseren Familienesstisch sollte es letztendlich werden.
Meine Scraps sind bunt gemustert und wild. Ich mag es bunt aber eben nicht chaotisch. Immer wenn ein bisschen Ordnung ins Designchaos kommen muss, beginne ich digital zu zeichnen. In meinem Entwurfsprogramm für Patchwork und Quilts mit dem Namen EQ8 (Electric Quilt 8) zeichnete ich zunächst einen Pineapple Block. Die Maße für den Tischläufer waren schnell ausgetüftelt. 3 mal 10 Blöcke á 5 inch ergibt die perfekte Größe für unseren Tisch. Ein kleines Sashing hätte auch noch gepasst. Ich glaube mit der Farbverteilung habe ich stundenlang gespielt, bis ich zufrieden war. Drei der verworfenen Entwürfe seht ihr hier.
Das Grau eignet sich gut, als verbindendes Element für den kompletten Tischläufer. Es bringt die nötige Ruhe mit sich und war daher von Anbeginn gesetzt. Doch wie bringe ich die Blöcke in eine Harmonie, ohne bei meinen Stoffresten zu viel Sortieren zu müssen?
Mehr und mehr kristallisierte sich heraus, dass die gleiche Farbgruppe zusammengesetzt werden sollte. Zunächst sortierte ich meine Reste in 4 Farbgruppen. Alle Rottöne, Gelb/Orangetöne, Blau/Violett und Grün/türkis in jeweils eine Kiste. Das ist bereits eine gute Übung und braucht teils mutige Entscheidungen. Im Ende entschied das Gefühl, ob ein bedruckter Stoff eher Rot oder Gelb zuzuordnen war. Geschlagene 4 Stunden habe ich jedes kleine Fitzelchen sortiert. Alles was nicht einzusortieren war, blieb in einer extra Kiste. Es war erstaunlich wenig.
Auch Claudia hat ihre Reste sortiert und ein komplett anderes Konzept für ihre Unistoffe entwickelt.
Lasse die Scrap-Challenge beginnen
Der Spaß konnte nach der Sortieraktion beginnen. Das Projekt bekam den Namen „Happy Scrappy Pineapple“ und wir zeigten täglich auf unseren Instagram Accounts anja.seebald und laridae.quilting einen unserer Blöcke. Alleine hätte ich vielleicht nicht durchgezogen, denn ein Block braucht schon eine gewisse Zeit und ist nicht in 5 Minuten genäht.
Gespannt wartete ich auf Claudias nächste Farbkombination und schwelgte selbst in Erinnerungen. Jeder kleine Stoffrest katapultiert mich sofort in das Ursprungsprojekt des Stoffes zurück. Das erste Kleidchen meines Kindes, Babyquilts von Freunden aber auch kürzlich erst verwendete Stoffe kamen zum Vorschein.
Am 30.01. posteten wir den letzten Block und damit das vollständige Layout meines Happy Scrappy Pineapple Läufers.
Das Zusammensetzen war dank der präzisen Technik des Pineapple Trim Tools mit Hilfe einiger Stecknadeln recht schnell erledigt. Ich hatte mich gegen ein Sashing entschieden, um die Farben nicht zu unterbrechen.
Gequiltet habe ich meinen Tischläufer mit meiner Handi Quilter Avanté Longarm Maschine. Auch beim Quilten hilft mir der Computer, dazu aber an anderer Stelle mehr.
Der Tischläufer durfte bei wunderschönstem Winterwetter am Wölfersheimer See bereits einmal dabei sein und der Farbtupfer der Umgebung sein.
Das Projekt hat mir unglaublich viel Freude bereitet. Meine Restekisten sind ein wenig übersichtlicher geworden. Leer sind sie allerdings noch lange nicht. Es werden noch viele weitere Resteprojekte folgen müssen. Die Ideen gehen mir nicht aus, denn unbeaufsichtigte Scraps vermehren sich und ehe man sich versieht, geht der Deckel nicht mehr zu.